God only knows - and Google

Werbung aus Email-Inhalten
google
Google weiß nicht nur alles ueber das World Wide Web sondern offenbar auch viel mehr ueber den User, als uns lieb sein kann.
Die Suchmaschine durchsucht nämlich nicht nur Milliarden von Internetseiten, sondern liest auch die Mails seiner Nutzer, um damit Geld zu verdienen.


Schätzungen behaupten, dass der Online-Werbemarkts rund 27 Milliarden Dollar schwer sei - am ertragreichsten ist die maßgeschneiderte Werbung.

Google hat eine Methode entwickelt, um kontextrelevante Anzeigen in Suchergebnissen zu platzieren - und kassiert mit diesem Mechanismus den Großteil seiner Milliarden. Schon jetzt verdient man hier innerhalb von zwei Monaten mehr Geld als Yahoo im ganzen Jahr.

DoubleClick-Deal

Nun uebernimmt Google mit DoubleClick eins der fuehrenden Unternehmen fuer Banner-Werbung im Internet.

Aus diesem Anlass gab es am Montag im europäischen Parlament eine Anhörung mit dem Datenschutz-Experten der Suchmaschine Google, Peter Fleischer.

Google sucht in Emails nach Schlagwörtern

Der gab auf Nachfrage der Kommission offen zu, dass Google die Mails der Google-Mail-User „mitliest“:
„Wir arbeiten die Emails durch“, so Fleischer. Die elektronische Post werde aus Sicherheitsgruenden geprueft, um Spam und Viren abzuwehren. Aber auch, „um Schluesselworte fuer die Werbung herauszufiltern“.

"Wenn Sie z.B. eine Email an einen Freund in Paris schreiben, wird idealerweise in ihrem Account eine Werbeanzeige fuer die Zugfahrt nach Paris angezeigt."

Auch das sofortige Löschen der Mails bringt in der Sache nichts: Fuer den User verschwindet zwar die Email vom Bildschirm, doch es „kann bis zu 60 Tagen dauern, ehe verbleibende Kopien von gelöschten Nachrichten und Accounts von unseren aktiven Servern gelöscht werden, und sie verbleiben evtl. noch länger in unseren offline Backup-Systemen“.

Persilschein durch die AGB

Durch die Einverleibung von DoubleClick wird Google eine einzigartige Datenmenge ueber Internet-Nutzer bekommen und diese dann in einem anderen Geschäftsbereich verwenden - nämlich in der DoubleClick-Banner-Werbung, die auf ganz anderen Websites geschaltet wird.

In den Datenschutzbestimmungen gibt der Google-Mail-Nutzer fuer all das u.a. diesem Punkt sein OK:
„Google erkennt an, dass Datenschutz fuer Sie ein wichtiges Anliegen ist. Sie erklären sich jedoch damit einverstanden, dass Google personenbezogene Informationen, einschließlich der Inhalte Ihrer E-Mails ueberwachen, herausgeben oder offenbaren kann [...] Von Google erfasste personenbezogene Informationen können in den USA oder in jedem anderen Land, in denen Google Inc. oder Auftragnehmer von Google Inc. Einrichtungen unterhalten, gespeichert oder verarbeitet werden. Durch die Nutzung von Google Mail stimmen Sie der uebermittlung von Informationen in das Ausland zu.“

Aber auch hier gilt wie bei allen AGB: Wer nicht liest, ist selbst schuld.

Kein Widerrufsmöglichkeit

Im Gegensatz zum StudiVZ bietet Google seinen Nutzern keine Möglichkeit an, die Verwendung seiner Daten fuer Werbezwecke zu unterbinden.
Somit ist das, womit das StudiVZ einige seiner Mitglieder erzuernt hat, ein kalter Pups dagegen.

Und was tut die Europäische Kommission fuer den Buerger in diesem Fall?
Die rät ihm, sich selbstständig mehr ueber solche Dinge zu informieren und hier wie in den Fällen von StudiVZ und Xing, auf die Barrikaden zu steigen. Und auf einen Rueckzieher Googles zu hoffen.

Alle Aussagen Fleischers in einem 34seitigen Bericht. [pdf]

Fonz (Gast) - Di, 22. Jan, 23:41

Barrikaden

Wie bei StudiVZ steige ich auch hier nicht auf die Barrikaden.

Aber das nur am Rande. Wahnsinn, der erste volle Artikel auf Palenque.de. Gefällt mir. :-)

BigThao (Gast) - Mi, 23. Jan, 00:24

Interessant

Google befindet sich mal wieder in der Grauzone:hier im Datenschutz, dort im Urheberrecht...
aber letztendlich willigt ja der Betroffene immerhin in die Verwendung seiner Daten ein - muss er ja nicht, google.mail ist ja nicht der einzige E-mail-Account-Anbieter. Problematisch ist nur die fehlende Aufklärung des Betroffenen über die Verwendung - skandalös!

Freddy (Gast) - Mi, 23. Jan, 07:55

Albern

Ich find die ganze Aufregung über personalisierte Werbung ziemlich albern.
Ist doch logisch, dass man eine email auf Schlagworte scannen muss, um personalisierte Werbung überhaupt zu ermöglichen.
Ich hab jedenfalls kein Problem damit, wenn eine Software meine Mails "mitliest". Es ist ja nicht so, dass da Google Mitarbeiter säßen, die selbst die Mails durchlesen. Und selbst wenn meine Emails dann noch etwas länger auf den Servern liegen: Dinge die so wichtig sind, dass sie niemandem in die Hände fallen dürfen kommuniziere ich nicht über email.

MarraJade (Gast) - Mi, 23. Jan, 17:44

Noch nicht

Das ist ja die Sache, noch macht man das vielleicht nicht, aber das wird wohl kommen. Und wenn es letztendlich nur fuer werbung benutzt wird...gut damit koennte man auch noch leben, aber wenn Google das jetzt schon so ausnutzt und noch nicht einmal die Moeglichkeit gibt, da wieder rauszukommen...Schlepper, Nepper, Bauernfaenger faellt mir dazu ein. Also, persoenliche Notiz: Erst Durchlesen, dann Ankreuzen.
Uebrigens: Super Artikel, gefaellt mir :)

Adni (Gast) - Fr, 25. Jan, 08:16

Noch nicht...

Ja, da kann ich mich meinem Vorredner nur anschließen. Und bitte betrachtet mal die gesamte Kette... Google Kalender, Google Suchmaschine, Google Mail, Google Alert und die weiteren Google Angebote. Wenn ihr alle zusammen nutzt, dann könnte da schon einiges an Daten zusammenkommen und sich ein tolles Profilbild ergeben.

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